Haupthalle / Verkaufsraum

cf: Straßen

Timm schlug mit der flachen Hand kräftig gegen die Tür der Lagerhalle ehe er ungeduldig darauf wartete eingelassen zu werden. Die schwere Metalltür öffnete sich langsam. „Hey…“ grüßte er Larissa tonlos während er an ihr vorbei in den Verkaufsraum trat. Außer ihr und Lares schien im Moment niemand hier zusein. Die Metalltür fiel zurück ins Schloss. „Lares.“ grüßte er den Tauschhändler, welcher an seinem Schreibtisch verweilte mit einem knappen Nicken ehe er sich wieder an die Dunkelhaarige wandte. Er wollte nicht länger als nötig hier verweilen... „Wo hast’n die Sachen die ich mitnehmen soll?“ „Warte kurz, ja? Ich hole sie.“ Mit den Worten entfernte sie sich von ihm und ließ ihn mehr oder weniger allein mit dem Anführer der Tauschhändler…

Timm sah Larissa wortlos nach ehe er sich Lares näherte. „Ich brauche für übermorgen noch eine Eskorte für Paul, ich will das Du das machst.“ „Geht klar.“ antwortete er ihm sofort und nickte einverstanden. Bis zu diesem Moment hatte er sich eigentlich nichts dabei gedacht und es für einen stinknormalen Job gehalten, aber als der Tauschhändler plötzlich nach seine Flasche fragte, wusste er es irgendwie besser. „Klar…“ murmelte er leicht verunsichert über die Frage und kramte eine leere Wasserflasche hervor, welche er dem Händler kommentarlos reichte. Hatte Lares tatsächlich vor, ihn vorab zu bezahlen? Nein, dass passte irgendwie ganz und gar nicht zu ihm… „Okay, und was noch?“ fragte Timm daher und sah seinem Gegenüber ausdruckslos ins Gesicht.
Nachdem Lares mit der Sprache herausgerückt war nickte Timm einverstanden, wenn auch erst zögernd. Er sollte also einen auf Lares’ Spitzel machen? Irgendwie missfiel ihm der Gedanke zunächst. Er war eigentlich keine Petze. Doch auf der anderen Seite hatte Paul nichts zu befürchten, wenn er keinen Scheiß verzapfte und er - Timm - hatte endlich die Aussicht auf einen festen Job. „Nee, passt schon. Ich mach’s.“ entgegnete er als Lares ihm unweigerlich zu verstehen gab, ihn im Falle eines ‚nein’s‘ auch nicht länger zu beschäftigen und Timm war ob er nun wollte oder nicht auf die Essens- und Wasserrationen des Tauschhändlers angewiesen…
Für einen kurzen Moment fragte er sich, was mit Paul geschehen würde, wenn dieser schuldig war und wirklich versuchen würde etwas abzuzweigen? Doch ein Blick in das Gesicht seines Gegenübers ließ ihn zudem Schluss kommen, es lieber nicht wissen zu wollen…

Sehr gut wären zwar nicht unbedingt seine favorisierten Worte für diese Situation gewesen, aber es war okay, denn der Preis für einen neuen Job als Festangestellter war durchaus bezahlbar! Timm nahm die Sachen die Lares ihm übergab an sich. Unteranderem auch einen einfachen Revolver mit zwei Kugeln. Er vertraute eigentlich darauf, dass der Händler ihm gegenüber bis zwei zählen konnte, warf jedoch einen Blick – ganz nach dem Motto ‚Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser‘ – auf die geöffnete Trommel, welche Lares ihm bereitwillig zeigte. „Sicher.“ antwortete Timm, welchen die Spendierlaune beim Gedanken an zwei Schuss nicht unbedingt packte und verstaute die neugewonnen Utensilien als auch die aufgefüllte Wasserflasche in seinem schwarzen Rucksack. Doch eine Schusswaffe – selbst wenn sie nur zwei Kugeln beinhaltete – war ein gewaltiger Fortschritt zu seiner bisherigen Waffe: Einem Taschenmesser, welches vor dem Virus seinem großen Bruder gehört hatte. Es war einmal ein Geschenk seines Großvaters gewesen…
„Getötet wird nur, wenn Euch jemand angreift, klar?“ „Klar.“ „Du darfst auch ein bisschen drohen, wenn sich jemand weigern sollte zuzahlen…“ Timm nickte knapp ehe er verneinte, er hatte keine weiteren Fragen mehr an den Tauschhändler. Alles weitere würde er dann direkt mit Paul klären. Immerhin war es nicht das erste Mal, dass man ihn in die Eskorte des Eintreibers aufnahm. Er kannte den Ablauf also bereits…
 
Larissa kehrte zurück zu ihnen und sagte, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass Lares mit Timm fertig war: „Das sind die Sachen.“ Timm warf Lares einen letzten Blick zu und bedankte sich für den Vorschuss ehe er zu der Dunkelhaarigen herüberging und die Sachen begutachtete. Es sah alles in allem ziemlich schwer und unhandlich aus. „Ich weiß, dein Rad…“ kam sie ihm zuvor und lächelte daraufhin entschuldigend. „Wenn Du wartest, bring ich es dir nach Feierabend mit ins Hotel?“ bot sie ihm jedoch als Alternative an. Tim zögerte während er ihr aus dem Augenwinkel heraus einen kritischen Blick zuwarf. Sie war eben ein typisches Mädchen! Irgendwie nicht so beruhigend, wenn man bedachte, dass das BMX-Rad neben dem Revolver und der Nahrung sein einziges Gut von etwas Wert war. Seine Statur war für einen Jungen zwar auch nicht unbedingt das Gelbe vom Ei, aber ihn zu überfallen war immer noch etwas anderes als ein wehrloses… nun ja, wobei eigentlich jedes Stadtkind wusste für wen sie arbeitete. Wahrscheinlich würde Lares Ruf den einen oder anderen sogar davor zurückschrecken lassen gerade sie auszurauben. „Pass aber gut drauf auf…“ murmelte Timm mehr als das er sprach und schenkte ihr einen letzten skeptischen Blick ehe er einige der Sachen in seinem Rucksack verstaute. Die Schusswaffe positionierte er so, sodass er sie im Ernstfall sofort griffbereit hatte. „Versprochen!“ Ihr Wort in Gottes Ohr. Timm nahm die Kiste und nickte Lares zu ehe er auf den Ausgang zuging. „Man sieht sich.“ „Bis nachher.“ verabschiedete Larissa ihn und ließ die Tür hinter ihm in Schloss fallen…

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„Und Du denkst tatsächlich das geht gut?“ fragte Larissa den Tauschhändler besorgt. Immerhin kannten sie Timm eigentlich nur oberflächlich. Was, wenn er nun versuchte mit Paul gemeinsame Sache zu machen? Die Neunzehnjährige nahm Lares die Belege wieder ab und nickte zustimmend als dieser entgegnete: „Ich hoffe für Paul, dass er nur schlampig gearbeitet hat.“ „Ich auch.“ stimmte sie ihm mit matter Stimme zu.

„Okay, mach ich.“ Larissa streckte ihm die Hand entgegen und ließ sich erneut die Schlüssel für das Waffen- und Medikamentenlager geben. „Lares?“ fragte sie jedoch und drehte sich auf halben Wege zurück zu ihm. „Ich…“  Larissa zögerte. „Ich pack dann mal alles zusammen und schließ es bis morgen im Waffenlager ein… nur damit Du bescheid weißt…“ Eigentlich hatte sie ihn etwas anderes fragen wollen, aber jetzt wo sie die Chance dazu hatte, war ihr Kopf wie leergefegt und ihr Mund irgendwie trocken. Larissa hatte doch tatsächlich die Befürchtung, dass Lares ihr anstatt einer ehrlichen Antwort eher einen Korb geben würde. Immerhin war sie nicht die einzige die sich insgeheim fragte, was der Händler mit der Beerdigung bezwecken wollte. Klar, er wollte Lie einen angemessenen Abschied bereiten und daran zweifelte sie wirklich keine einzige Sekunde lang! Doch diese Antwort erklärte lediglich die Beerdigung. Nicht, warum er das ganze so groß aufzog! Immerhin würden die meisten Besucher lediglich wegen des Essens kommen. Nicht etwa, weil Amelie ihnen die Welt bedeutet hatte…
Mittlerweile war sie zum wiederholten Male an diesem Tag im Medikamentenlager verschwunden und packte – wie angeordnet – einige der Medikamente für den Orden zusammen ehe sie die Tür wieder abschloss und bei den Gewürzen und Bedarfsgütern und den Waffen und Benzinkanistern weitermachte…

Nachdem Larissa alles zusammengepackt und im Waffenlager eingeschlossen hatte und auch all die anderen täglich anfallenden Arbeiten erledigt hatte, gesellte sie sich nochmals zu Lares. „Hier…“ sagte sie und legte ihm eine Ray-Ban-Sonnenbrille (natürlich für Männer) auf den Schreibtisch. „…hab sie beim Aufräumen gefunden und gedacht, Du brauchst für morgen eventuell eine…“ Sie schenkte ihm ein leichtes Lächeln während sie ihn unauffällig musterte. Sie war sich nicht sicher, ob sie ihn nun wirklich alleine lassen sollte und auch konnte. Nerven wollte Larissa ihn allerdings auch nicht! „Na ja, wie auch immer…“ murmelte sie und machte einen Schritt rückwärts. „Ich nehme deinen Anzug für morgen gleich mit und lasse ihn im Hotel für dich reinigen und bügeln, okay? Brauchst Du sonst noch was?“

"Ich mache mir keine Sorgen darum das Du heulst wie ein kleines Kind..." Larissa hob die Brauen. Sie wusste, dass ihm die Tragweite dessen durchaus bewusst war. Allerdings konnte es abgeklärt und herzlos wirken, wenn er die Beisetzung ohne jegliche Reaktion einfach über sich ergehen ließ.  "Ganz München wird morgen auf dich schauen. Du wirst für etwas Privatsphäre noch dankbar sein." zwinkerte sie während sie sich ihre schwarze Lederjacke überzog. "Ach ja und Finger weg von Johnny Walker und seinem Kumpel Jimmy. Ich krieg raus, wenn Du was getrunken hast..." fügte Larissa grinsend hinzu während sie ihre langes dunkles Haar unter der Jacke hervorzog und richtete.
"Bis morgen und wenn was ist, Du weißt ja wo Du mich findest. Danke übrigens." Mit den Worten verließ sie - gemeinsam mit dem BMX - die Lagerhalle und ließ die Tür hinter sich zufallen...

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