Einkaufszentrum "Die fünf Höfe"

Beschreibung: Das CityQuartier FÜNF HÖFE steht auf einer Fläche im ältesten Münchner Stadtgebiet, die ehemals zum Kreuzviertel gehörte. Das frühere Stadtviertel ist das historische Herz der Stadt und liegt zwischen Salvatorplatz im Norden, Promenadeplatz und Kardinal-Faulhaber-Straße im Westen, Theatinerstraße im Osten sowie Frauenkirche und Marienhof im Südwesten und Südosten. Namensgeber des Areals waren die alte Kreuzkirche und die Kreuzgasse (Promenadenplatz).
Von außen sind die wahren Ausmaße der FÜNF HÖFE nicht zu erkennen. Historischer und zeitgenössischer Bau bilden hier eine harmonische Einheit, deren Übergänge nur an den Eingängen offenbar wird.

FIRST POST (nach Zeitsprung)

Die vergangenen fünf Monate haben sich für die junge Deutschkoreanerin gezogen wie Kaugummi. Sie, die Nomen est Omen, waren über den Winter zwar nicht untätig gewesen und hatten ihr neues Hauptquartier in den ‚Fünf Höfen‘ nun komplett ausstatten und einrichten und ihre Vorräte etwas aufstocken können. Dennoch war das - was sie in den vergangenen Wochen geleistet und erreicht hatten - für die ehrgeizige Siebzehnjährige einfach nicht genug! Sie wollte mehr und allem voran wollte sie noch immer eins: Rache. Rache für den Tod ihres ehemaligen Anführers und den vieler Kammeraden. Rache für die Zerstörung des Maximilianeums und die Plünderungen ihres ganzen Besitzes. Rache für die genommene Freiheit. Ihnen hatte es einmal Dank Jered an nichts gefehlt und jetzt waren sie aufgrund ihrer Minderheit gezwungen im Schatten zu leben. Sie versteckten sich hinter den sicheren Mauern des eingenommenen Einkaufscenters wie Feiglinge. „Bald…“ So oder mit anderen ähnlichen Worten hatte Mie ihren Durst nach Rache stets gestillt und es wie ein Mantra, immer und immer wieder in ihren dunklen Gedanken, wiederholt. Doch nun schien jeglicher Wunsch nach Rache dahin! Zwar beherbergte die schwarze Liste mehr als nur eine Person, dennoch hatten all die grausamen, in ihrem Kopf ausgemalten Szenerien mit dem Tod einer bestimmten Person geendet: Amelie. Alles in Mie schien sich zu verkrampfen und die Hand, welche das neuste Flugblatt der Münchner Löwen hielt, ballte sich zu einer Faust. Hätte sich Lie nicht zu ihrem persönlichen Staatsfeind Nummer eins gemausert, fände sie diese Angelegenheit sicherlich unterhaltsam oder ganz und gar uninteressant. Doch bei der Anführerin der Toxics war es alles andere als so einfach.  Die Dunkelhaarige hatte sie töten wollen. Aus Prinzip, aus Rache. Zudem hatte Lie eine offene Rechnung mit wahrscheinlich jedem noch lebenden Nomen est Omen gehabt und es trotzdem (oder gerade deswegen) gewagt, klammheimlich abzutreten. Ganz gleich wie die Blondine schlussendlich auch den Tod gefunden hatte, es wäre Mie’s ‚unparteiischer‘ Meinung nach wahrscheinlich zu sanft; zu gnädig…
Was sollte Mie nun tun? Hatte ihre Rache sie doch die vergangenen Tage, Woche und Monate am leben erhalten und unermüdlich angetrieben immer mehr und mehr zu leisten; weiterzumachen. Sie hatte sie über den kalten Winter gebracht. Einen Winter an den sie lieber nicht zurückdenken wollte. Es war oft kalt gewesen in ihren Hallen und ihre hungernden Mägen hatten die letzten Überlebenden des einst so mächtigen Tribes auf eine harte Probe gestellt. Doch Kevin hatte es geschafft und sich als ein guter, fähiger und würdiger Nachfolger erwiesen. Nicht das sie jemals daran gezweifelt hatte.  Doch nun fühlte sie sich einmal ausgelaugt und kraftlos. Und irgendwie müde, dabei hatte sie sich zu einem Frühaufsteher entwickelt und geglaubt, sich daran mittlerweile an wenig Schlaf gewöhnt zu haben. Völlig plan- und ziellos. Nervös knabberte Mie an ihren Fingernägeln während sie mit ihrer Schulter gegen die riesige von außen nicht einsehbare Glasscheibe lehnte. Ihre Gedanken überschlugen sich förmlich während ihre dunklen braunen Augen gedankenverloren auf die Straße unter ihren Füßen gerichtet waren. Die Nomin blickte erst auf als sie Schritte hörte. Sie erkannte - nach einem kurzem Blick , welchen sie über ihre Schulter geworfen hatte - Kev. Er musste auf dem Weg in die Cafeteria sein um zu frühstücken und mit ihnen den heutigen Tag, besser gesagt, die weitere Vorgehensweise zu besprechen. Seinen derzeitigen Gemütszustand konnte sie nicht wirklich einschätzen. Er blickte ausdruckslos drein. Zumindest solange, bis er sie erblickte. Mie war erst heute früh im Lager angekommen. Sie hatte mit einigen anderen Nomen in den letzten zwei Tagen nach Vorräten gesucht und dabei auch das Informationsblatt der Münchner Löwen über Amelie’s Tod in die Finger bekommen… „Morgen.“ entgegnete sie ruhig und stieß sich von der Scheibe ab. Es wirkte fast, als hätte sie auf seine Ankunft gewartet. „Es gibt Neuigkeiten. Vielleicht weißt Du’s schon.“ griff Mie vorweg und hielt ihm das Informationsblatt entgegen. „Dreimal darfst Du raten…“ Ein leichtes Grinsen legte sich auf ihr Gesicht. Zwar schmeckte ihr die Tatsache, das Amelie tot war, noch immer nicht, aber zeigen wollte sie es dann doch nicht. Gerade nicht ihm! „…wer abgetreten ist!“

Wer zum Teufel war das und was hatte er mit Kevin gemacht? Meine liebe Mie? Ungläubig starrte diese ihren Anführer an. Beteiligt gewesen? Ihr Unglaube wandelte sich in Neugierde. „Was meinst Du mit, immerhin ist keiner weniger daran beteiligt gewesen als ich?“ fragte sie sofort. „Bist Du etwa..?“ Nein, das konnte unmöglich wahr sein..!
„D-du willst dahin? Zu ihrer Beerdigung? Dir ist schon klar, dass man uns dort wiedererkennen könnte… oder?“ Die Worte purzelten förmlich aus ihrem Mund während sie verdattert dreinblickte. Ohne ihn aus den Augen zulassen, ließ sie sich ihm gegenüber nieder und überhörte die beiläufige Antwort eines weiteren Nomens auf Kevins Frage, was es denn heute zum Frühstück gäbe. Mit einem leisen Brummen als Dank ließ sie sich einen Teller vor die Nase stellen. „Du hast doch irgendwas was vor. Also was machen wir? Vorräte einsacken? Die Zeremonie platzen lassen?“

Mie konnte einfach nicht fassen was gerade geschah. War sie in einem Paralleluniversum aufgewacht? In einem Universum indem Kevin stets gut drauf und witzig war? Merkwürdige Vorstellung... „Man Mie, mach dich doch mal locker…“ ertönte seine tiefe Stimme. Die Siebzehnjährige war in diesem Moment wirklich sehr angespannt gewesen und saß fast kerzengerade auf ihrem Stuhl. Sie selbst hatte diesen Zustand allerdings überhaupt nicht bemerkt. Erst durch Kev‘s Kommentar wurde ihr dieser Umstand bewusst. Sofort ließ sie ihre Schultern nach unten sacken und lehnte sich behutsam nach hinten. Es fühlte sich zunächst komisch an. Irgendwie neuartig. Wahrscheinlich stand Mie schon seit Monaten unter Anspannung und hatte sich lediglich daran gewöhnt…
Aufmerksam hörte sie ihrem Anführer zu und nickte. Sie hatten ihre Rache an Amelie zwar nicht bekommen, aber dafür die Auflösung ihres Tribes erhalten. Leichter – da musste die Dunkelhaarige ihm einfach zustimmen – hätten sie es definitiv nicht haben können. Doch etwas in ihr wehrte sich noch immer dagegen, die Feierlaune der anderen auf sich übergehen zulassen. Was es genau war, konnte Mie allerdings nicht sagen. Sie schob es jedoch auf die Tatsache, dass sie ihre Chance zur Rache für immer verpasst hatte! „Okay, dann zeigen wir den Hinterwäldlern halt mal wie man richtig feiert.“ entgegnete Mie leicht schmunzelnd nachdem der Rest der Nomen Kev begeistert zugestimmt und gelacht hatten. Sie würde sicherlich nicht alleine hier zurückbleiben und den Miesepeter mimen. Ihr Sitznachbar stieß sie mit seinem Ellenbogen an und rief: „Na geht doch!“ „Ja, ja.“ entgegnete Mie. Sie war noch immer nicht vollends überzeugt, aber weitaus unkritischer wie noch zu Beginn des Gesprächs und wie konnte sie bitte zu einer frischen Mahlzeit ‚nein‘ sagen?
Ein Grölen ging durch die Cafeteria nachdem Kevin angekündigt hatte, die Mädels vor Ort ordentlich abzuchecken. „Kerle…“ murmelte Mie augenrollend und belächelnd und entgegnete auf den Kommentar, „Und wer weiß, vielleicht findest ja dort sogar auch du jemanden mit dem du Spaß haben kannst, vielleicht so nen alten verzweifelten Toxickerl den du trösten kannst.“ herausfordernd grinsend: „Die Toxic’s überlasse ich dir. Ich habe auch ohne, dass jemand verzweifelt ist Erfolg! Du wirst schon sehen!“

Mit hochgezogenen Brauen belächelte Mie den Kommentar ihres Gegenübers matt ehe sie ihm noch immer leicht schmunzelnd den Mittelfinger zeigte. „Ja, ja lacht nur.“ erwiderte sie lässig und nachdem sie ihre Hand wieder hat sinken lassen und zuckte um Gleichgültigkeit auszustrahlen mit den Schultern. Nach endlosen Monaten Dauertestosteron um sie herum, hatte sie sich mittlerweile an solch ein Verhalten gewöhnen müssen und das Kevin Witze auf ihre Kosten machte, um sich von den anderen als der Obermacker überhaupt präsentieren zu können, war ebenfalls nichts Neues. Seit Mie zum Decanus ernannt worden war, stichelten sie einander. Wobei der Hüne die eindeutig treibende Kraf ihrer Rivalität war. „Schon ne Idee wie wir da morgen hinkommen?“ fragte ein anderer Nome. Mie sah daraufhin fragend zu Kev. Ob er sich bereits etwas hatte einfallen lassen?

Mie presste die Lippen fest aufeinander um ihr schadenfrohes Grinsen vor den anderen Nomen zu verbergen. Am liebsten hätte sie Kevin spitz gefragt, wohin denn seine gute Laune so urplötzlich verschwunden war. Doch dieser war noch immer damit beschäftigt, den Sprecher für seine Frage zu rügen. Natürlich ließ er es sich nicht nehmen, auch sie mit hineinzuziehen. Mie schenkte ihm ein aufgesetzten, freudloses, kaltes Lächeln ehe sie ihren Blick zur Seite wandte und mit den Augen rollte. Manchmal konnte Kev wirklich unfair sein! Als wäre diese dämliche Beerdigung ihre Idee gewesen! Lie hätte ihrer Meinung nach auch einfach in einer heruntergekommenen Gasse vergammeln können…
„Was ist mit Fahrrädern?“ fragte einer anderer. „Alter, bist Du schonmal betrunken Rad gefahren?“ entgegnete der Nome neben Mie. Ein weiterer warf kritisch dreinblickend ein: „Wo willst’n die festmachen damit uns die keiner klaut?“ „Schade eigentlich…“ warf Mie schmunzelnd ein. „…ich hätte mir das Spektakel nur zu gerne angeschaut! Na ja, man kann eben nicht alles haben! Also wann geht’s jetzt los morgen?“